Ab dem dritten Lebensjahr hat jedes Kind in Deutschland einen gesetzlichen Anspruch auf einen Kindergartenplatz. Für viele Eltern beginnt damit eine schwierige Zeit. Woher weiß man, dass es dem Sprössling im Kindergarten gutgeht? Dass das eigene Kind liebevoll betreut wird und behütet Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen sammeln kann? Wirft man einen Blick auf die Ausbildungsinhalte von Erzieher/innen, wird deutlich: Kindergärtner/innen erwerben während ihrer Ausbildung zahlreiche Kompetenzen, welche sie auf den liebevollen, angemessenen Umgang mit kleinen Kindern vorbereiten. Mit diesem Artikel möchten wir aufklären und besorgten Eltern ihre Ängste ein Stück weit nehmen.
Welche Voraussetzungen bringen Erzieher/innen mit?
Wie die „Bürgerbefragung Öffentlicher Dienst 2017“ zeigt, genießt man nach der Erzieher-Ausbildung ein hohes Ansehen. Erzieher/innen im Kindergarten hatten mit 85 % ein relativ hohes Ansehen bei der Bevölkerung. Die Wahrheit sieht jedoch anders aus: Die Studie „Starting Strong: Teaching and Learning International Survey 2018“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) offenbart, dass sich nicht jeder Erzieher/in wertgeschätzt fühlt. Nur 26 % der Befragten in Deutschland fühlten sich wertgeschätzt – ein unterdurchschnittlicher Wert im Vergleich mit den anderen acht berücksichtigten Ländern. Und trotzdem entscheiden sich jedes Jahr junge Menschen dafür, nach ihrem Schulabschluss den Beruf des Kindergärtners zu erlernen. Warum?
Bei vielen keimt der Berufswunsch des Erziehers bereits früh auf. Wer Freude am Umgang mit Kindern hat, kontaktfreudig und kommunikationsfähig ist, Einfühlungsvermögen ebenso besitzt wie Verantwortungsbewusstsein und Selbständigkeit, kann als Erzieher/in seine Berufung finden. Eltern können sich sicher sein, dass sie im Kindergarten Erzieher/innen erwarten, die es lieben, sich mit Kindern zu beschäftigen, sie spielerisch zu fördern und ein wenig auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden zu begleiten. Neben den bereits genannten Eigenschaften bringen Kindergärtner/innen folgende Fähigkeiten mit:
- gestalterische und handwerkliche Fähigkeiten
- Fantasie und gute Ideen
- logisch-kausales Denken (wichtig bei Beobachtungen)
- Interesse an erziehungswissenschaftlicher Theorie
Sie wissen also ganz genau, was Kinder im sensiblen Alter brauchen. Ebenso wie sich Eltern damit beschäftigen, wie sie für Sicherheit im Kinderzimmer sorgen können, lernen Erzieher/innen während ihrer Ausbildung alles, was sie im Umgang mit Kleinkindern beachten sollten.
Möchte man in einem Kindergarten arbeiten, kann man die Erzieherausbildung entweder klassisch in Vollzeit absolvieren (3 Jahre) oder sich für eine berufsbegleitende Erzieher Ausbildung (4 Jahre) entscheiden.
Die Ausbildungsfächer – vielseitig und praxisorientiert
Ist die Entscheidung für eine Erzieher-Ausbildung gefallen, erwarten einen drei (Vollzeit-Ausbildung) bzw. vier (berufsbegleitende Ausbildung) Jahre anspruchsvollen Lernens. Dabei gliedert sich die Ausbildungszeit in zwei verschiedene Bereiche: In den ersten beiden Jahren erwerben die Auszubildenden theoretisches Wissen und können dieses in Praktika anwenden. Das darauf folgende Jahr ist ein so genanntes Anerkennungsjahr. Bei diesem Praxisjahr müssen die angehenden Erzieher Klausuren schreiben und schriftliche Ausarbeitungen anfertigen.
Weil Erzieher/innen eine verantwortungsvolle Aufgabe haben, enthält der Ausbildungsplan einen allgemeinbildenden sowie einen fachspezifischen Teil. Vor allem das Fach Deutsch stellt einen wichtigen Schwerpunkt dar, schließlich spielt Kommunikation im täglichen Umgang mit Kindern und Eltern eine Schlüsselrolle. Außerdem werden die Fächer Englisch, Sozialwissenschaften, Ethik und Politik unterrichtet. Bei der Gestaltung des Unterrichts wird darauf geachtet, dass dieser vielseitig und praxisorientiert ist. Je nach Bundesland und Konzept, kann dies unterschiedlich aussehen. Oft bekommen Erzieher/innen im Laufe ihrer Ausbildung außerdem die Möglichkeit, sich in eine bestimmte Richtung zu spezialisieren.
In der Regel setzt sich der Unterricht während der Ausbildung aus folgenden fachspezifischen Fächern zusammen:
- Bewegung
- Ernährungswissenschaft
- Musikalische Früherziehung
- Kunst, Werken und Basteln
- Gesundheitserziehung
- Sprachentwicklung, Sprachstörung und Sprachförderung
- Kinderliteratur
- Inklusion von Kindern mit Behinderung
- Konfliktmanagement und Gesprächsführung
- Erziehungstheorien
- Elternarbeit
- Pädagogik und Entwicklungspsychologie
- Rechtliche Rahmenbedingungen
- Verwaltung und Organisation
- Spielerisches lernen (Brettspiele, Kartenspiele oder Lernspiele)
Mit Weiterbildungen immer auf dem neuesten Stand
Einige Erzieher/innen haben bereits vor ihrer Ausbildung fachliche Qualifikationen erworben, etwa in einer Ausbildung als Kinderpfleger/in oder indem sie Berufserfahrung um gesundheitlichen und pflegerischen Bereich gesammelt haben. Aber auch diejenigen, die direkt mit der Erzieher-Ausbildung starten, verfügen über weitreichende Kenntnisse und Fähigkeiten. Dank regelmäßiger Fortbildungen sind sie pädagogisch immer auf dem neuesten Stand. Hierfür werden in Einrichtungen mindestens ein Mal jährlich spezifische Weiterbildungen mit konkreten Themen angeboten. Beliebte Schwerpunkte sind
- Aufmerksamkeitsdefizite erkennen und richtig mit ihnen umgehen
- Gesunde Ernährung im Kindergarten
- Raumgestaltung im Kindergarten
- Gespräche mit den Eltern führen
- Störungen oder Misshandlungen erkennen und richtig auf diese eingehen
Diese fachlichen Kompetenzen bringen Erzieher/innen mit
Durch die Vielschichtigkeit ihrer Ausbildung tragen Kindergärtner/innen viele positive Fähigkeiten in den Kindergarten. Als liebevolle und konstante Bezugspersonen rufen sie bei den betreuten Kindern ein Gefühl von Geborgenheit hervor. Sie wissen, dass sie in der Entwicklung des Kindes eine wichtige Schlüsselrolle einnehmen und nehmen diese ernst. Dazu gehören auch Blick- und Körperkontakt, liebevolle Sprache und Handlung. Das betrifft sowohl den Umgang mit jedem einzelnen Kind als auch das Verhalten in der Gruppe.
Gute Erzieher/innen bringen eine professionelle Feinfühligkeit mit. Sie spüren, wann ein Kind Zuwendung und Aufmerksamkeit braucht und wann es lieber alleine sein möchte. Möglich wird dies durch das aufmerksame Beobachten verbaler und nonverbaler Zeichen. Auch in Sachen Stressreduktion sind Kindergärtner/innen ausgebildet. Je nach Situation sind dann Gespräche, Bewegung, eine Aktivität oder Ruhe angebracht. Mit Feinfühligkeit und Empathie machen sie es neu in den Kindergarten gekommenen Kindern leichter, sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden. Schließlich prasseln viele neue Eindrücke auf das Kind ein und diese müssen erst mal verarbeitet werden.
Und nicht zuletzt haben Erzieher/innen auch eine Vorbildfunktion. Sie leben daher das vor, was sie von den Kindern erwarten. Ein wichtiger Aspekt dabei ist das „Handlungsbegleitende Sprechen“. Das bedeutet, dass sie ihr Handeln erklären und Kindern damit die Möglichkeit geben, zu verstehen, warum dieses oder jenes getan wird. Gleichzeitig wird dadurch auch die Kommunikationsfähigkeit der Kinder gefördert.
Die Kinder von heute sind die Erwachsenen von morgen
Auch wenn der Beruf des/r Erzieher/in unter dem Gehalt eines Grundschullehrers liegt, ist dies ein erstrebenswerter, sinnstiftender Beruf. Tag für Tag fördern Erzieher/innen mit viel Engagement die kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten unserer Kinder – und legen damit den Grundstein für eine zufriedene, erfolgreiche nächste Generation, bei der Respekt, demokratische Werte und ein menschliches Miteinander oberste Priorität haben.